2008

Veranstaltungen 2008

Mit dem Gesundheitsfonds wurde die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung ab dem 1. Januar 2008 neu geregelt. Alle Mitglieder zahlen seit diesem Stichtag den gleichen Beitragssatz. Kritiker befürchten, dass die Gesundheitswirtschaft mit der Einführung des Fonds massiv belastet werde und sich der Druck auf die Anbieter, ihre Produktivität weiter zu verbessern, noch verschärfe. Bruno Krüger, Vorstand der AOK Saarland zog eine erste Bilanz aus Sicht der Kassen und Beitragszahler. Alfons Vogtel, Landtagsvizepräsident a.D. und Geschäftsführer der SHG GmbH betonte die Chancen für den Arbeitsmarkt.

Der Publizist Dr. Ernst Bruckenberger stellte seinen Vortrag unter das Thema „Überversorgung im Saarland – Tatsache oder Fiktion?“ Er kam zu dem Schluss, dass angesichts des prognostizierten Bevölkerungsrückgangs im Saarland die Notwendigkeit einer Reduzierung von Klinikstandorten und Mehrfachvorhaltungen bestehe. Eine zukunftsorientierte Krankenhausplanung, so der Gesundheitsexperte aus Hannover, solle nicht nur die bedarfsnotwendigen Angebotsstrukturen, sondern auch die dadurch verursachten Kosten für die Krankenhausbehandlung zum Gegenstand haben.

Programm


Eröffnung
Werner Schreiber – Vorsitzender der Gesundheitsregion Saar e. V. Minister a. D.

Grußwort

Joachim Rippel, Minister für Wirtschaft und Wissenschaft des Saarlandes und Präsident der ZPT

"Auswirkungen des Gesundheitsfonds auf das Saarland"
Bruno Krüger, Vorstand AOK – Die Gesundheitskasse im Saarland

„Überversorgung im Saarland – Tatsache oder Fiktion?“
Dr. Ernst Bruckenberger, Gesundheitsexperte und Publizist, Hannover

„Die Gesundheitswirtschaft als Chance für den Arbeitsmarkt“
Alfons Vogtel, Landtagsvizepräsident a. D., Geschäftsführer SHG GmbH

Diskussion
Moderation und Schlusswort:

Volker Giersch – Geschäftsführer der ZPT und Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland

Krankenhaus der Zukunft


12. Juni 2008


Fachtagung der Gesundheitsregion Saar e.V. und der Techniker Krankenkasse

Über die Zukunft der Kliniklandschaft wird im Saarland wie andernorts viel diskutiert. Zumal Krankenhausleistungen hier in gleicher Höhe nach Fallpauschalen bezahlt werden – und zwar unabhängig davon, in welchem Haus sie erbracht werden. Da nun auch der bundeseinheitliche Basisfallwert zur Debatte steht, werden vor allem kostenintensive Kliniken vor neue Herausforderungen gestellt. Unter diesem Kostendruck entwickeln sich Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsorientierung zu immer wichtigeren Parametern bei der Gestaltung einer gesicherten und finanzierbaren Krankenhausversorgung. Dem tragen die Hauptreferenten mit ihren Beiträgen Rechnung: Jan Stanslowski, Vorstandsmitglied der Sana Kliniken AG, zeichnet ein Bild von der Krankenhaus-Zukunft, die seiner Meinung nach nicht von der Kostenführerschaft, sondern vom Qualitätswettbewerb abhängen solle. In qualitätsoptimierten Kliniken bestehe aber die Notwendigkeit einer breiten Vernetzung durch strategische Allianzen. Das gelte für den administrativen Bereich wie für die medizinischen Versorgung und das Qualitätsmanagement. Bernd Beyrle, Fachbereichsleiter für die stationäre Versorgung der Techniker Krankenkasse, sieht gerade in der Öffnung der Kliniken für ambulante Versorgungen erhebliches Potenzial zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Aufrechterhaltung des stationären Angebots für alle Patienten. 

Qualität entscheidet - Wege werden weiter
 

Das "Krankenhaus um die Ecke" wird künftig über die medizinische Grundversorgung hinaus nicht mehr alle Leistungen anbieten. Der Weg des Patienten zum Klinikspezialisten wird weiter, doch soll sich die ärztliche Behandlung über eine Vernetzung der Gesundheitsanbieter ständig verbessern. Das ist das Ergebnis einer Experten-Fachtagung "Das Krankenhaus der Zukunft" von Techniker Krankenkasse (TK) und Gesundheitsregion Saar.
 
Obwohl das Saarland mit die höchsten Krankenhauskosten pro Patient in Deutschland hat, versicherte TK-Leiterin Ursel Schmill: "Wir reißen heute keine Krankenhäuser ab !". Angestrebt werden müsse künftig aber eine effizientere Zusammenarbeit von Leistungserbringern. "Die Menschen merken, wenn sie doppelt, dreifach und dann manchmal noch sinnlos nach langen Wartezeiten behandelt werden".

 

Jan Stanslowski von der Sana Kliniken AG der 33 privaten Krankenversicherungen sagte: "Die Zukunft eines Krankenhauses wird abhängen vom Qualitätswettbewerb und nicht von der Kostenführerschaft". Die Ärzte seien mehr, das Pflegepersonal weniger geworden. Vom Waren- und Materialeinkauf bis zur Diagnostik müssten die Kliniken mehr kooperieren und strategische Allianzen bilden. Die Verweildauer in den Krankenhäusern müsse weiter gesenkt werden, doch bleibe der Patient immer im Mittelpunkt.

So müsse auch die Klinik neben genügend Parkraum ein patientengerechtes ansprechendes Ambiente bieten.

TK-Fachbereichsleiter Bernd Beyrle sagte, Deutschland habe im internationalen Vergleich ein "exzellentes Krankenhauswesen". Da der Trend in Europa zur grenzüberschreitenden medizinischen Versorgung gehe, habe die grenznahe Region Saarland sehr gute Chancen im "Zukunftsmarkt Krankenhaus".
 
Der Geschäftsführer der SHG Saarland Heilstätten GmbH, Alfons Vogtel, bezifferte die Deckungslücke der mehr als 2000 Krankenhäuser in Deutschland auf jährlich zwei Milliarden Euro. Dies erkläre auch den hohen Milliarden-Investitionsstau über alle Kliniken hinweg.


(Quelle: SZ)



Fachtagung am 19.04.2008 mit Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister, und Prof. Dr. Axel Buchter, Leiter des Instituts und der Poliklinik für Arbeitsmedizin am Universitätsklinikum Homburg.

Töpfer kritisiert den Export subventionierter Agrar-Produkte

Eine Mitschuld an falschen Weichenstellungen in der Entwicklungspolitik und beim globalen Umweltschutz hat Klaus Töpfer den USA zugewiesen. Bei einer Veranstaltung des Vereins Gesundheitsregion Saar am Wochenende in Saarbrücken warf der frühere Umweltminister und Direktor des UN-Umweltprogramms Washington vor, mit dem Export subventionierter Agrarprodukte der Landwirtschaft in Afrika Schaden zuzufügen.
 
Wenn in den USA eine Maisernte erhöhte Erträge gebracht habe, so Töpfer, der lange Jahre in Nairobi seinen Amtssitz hatte, sei dies zur „Katastrophe für die Maisbauern in Kenia“ geworden. Denn mit den Preisen von subventioniertem Mais

hätten die Bauern in Afrika nicht mithalten können. Angesichts dieser Subventionen sei „keine vernünftige Entwicklung möglich“, so Töpfer. 



Auf der Veranstaltung, die dem Thema „Umwelt, Klimawandel und Gesundheit“ gewidmet war, sprach sich Töpfer auch dafür aus, die Landwirtschaft durchaus zur Energieproduktion zu nutzen. Immerhin habe man in Europa bereits Subventionen für die Stilllegung von Flächen bezahlt. Allerdings sei eine landwirtschaftliche Energieerzeugung nicht hinnehmbar, wenn Menschen hungern müssten.


Der Arbeitsmediziner Professor Axel Buchter, Homburg, ging davon aus, dass eine fortschreitende Klimaerwärmung in unserem Raum erhöhte gesundheitlich Risiken mit sich bringe.

Ferner sei damit zu rechnen, dass bei fortschreitender Erwärmung Krankheitserreger aus dem Mittelmeerraum oder den Subtropen in unsere Breiten vordrängen. Allerdings müsse es dann nicht immer zu Epidemien kommen, wie es historisch belegt sei. So werde die Eindämmung der Cholera im 19. Jahrhundert im Saarland dem „Köllertaler Nusslikör“ zugeschrieben, seiner gesundheitsfördernden Wirkung auf der Basis früh geernteter Walnüsse.

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